Am Ende des Gesprächs verabreden sie sich für den nächsten Tag zum Golf. Aber das Spiel findet schon früher statt. Und nicht auf einem Golfplatz. Tell me... Do you always dress this way for golf? fragt der Herr in der Tür. I changed into something more comfortable. I hope I did the right thing, sagt sie, nur mit einer weißen Pyjamajacke bekleidet. Ansonsten ist sie nackt. Na ja, wir wollen die goldenen High Heels nicht vergessen, die man ja bekanntlich beim Golfen auf Perserteppichen trägt. Das sind diese typischen Situationen, mit denen ein Geheimagent Ihrer Majestät nach Dienstschluss leben muss.
Die beiden hatten sich in einem privaten Klub beim chemin de fer kennengelernt. Nicht jeder kommt in diesen Klub, ein elegant gekleideter Herr, der einen Eton Schlips trägt, muss draußen bleiben, ein Diener im Frack bringt seine Karte an den Spieltisch. Die elegante Dame in Rot verliert, der Herr im Dinner Jacket gewinnt, aber sie will weiterspielen: I need another thousand, sagt sie. Tausend Pfund Sterling sind in den sechziger Jahren eine Menge Geld.
Der Herr im Dinner Jacket ist dabei sich eine Zigarette anzuzünden, die er einem silbernen Zigarettenetui entnommen hat. Nicht aus der Zigarettenschachtel, wir sind in der feinen Welt. Clubland Heroes hat Richard Usborne sein Buch über die Helden der frühen englischen Spionageromane genannt. Und nun kommt der Dialog, der berühmt werden soll: I admire your courage, Miss... uh...? Trench. Sylvia Trench. I admire your luck, Mr...? Bond. James Bond. Ein Held stellt sich vor. Ein bedeutender Ornithologe, der James Bond hieß, wird fortan in Hotels gewisse Schwierigkeiten haben, wenn er sagt: My Name is Bond. James Bond.
Wenn die beiden im Film ihre Vornamen nennen, sind sie damit noch nicht beim Du. Das ist anders als bei der prolligen Zwangsduzerei bei Horst Lichter. Der hatte gestern seinen achtundfünfzigsten Geburtstag, ich erwähne das nur, weil einen Tag später, nämlich heute vor achtundfünfzig Jahren die Dreharbeiten zu ✺Dr No, dem ersten James Bond Film, in Jamaika begannen.
Sylvia Trench wird von der Schauspielerin Eunice Gayson gespielt, sie ist das erste Bond Girl in der ewigen James Bond Saga. Wir werden sie in einem geblümten Bikini in dem zweiten Bond Film ✺From Russia with Love wiedersehen. Der Regisseur Terence Young kannte Eunice Gayson von den Dreharbeiten an dem Film ✺Zarak und wollte sie unbedingt für diesen Film haben. Er hatte ihr gesagt: You always bring me luck in my films. Wenn es nach Terence Young gegangen wäre, hätte man sie als eine Art running gag in den Filmen behalten, so wie man Lois Maxwell als Miss Moneypenny behielt.
Lois Maxwell hatte übrigens die Wahl gehabt, ob sie Miss Moneypenny oder Sylvia Trench spielen wollte. Sie nahm Miss Moneypenny, die andere Rolle enthielt ihr zuviel Sex. Wir können uns Lois Maxwell auch schlecht in solcher Bekleidung vorstellen. Aber From Russia with Love (aus dem dieses Filmbild ist) bedeutete leider das Ende von Sylvia Trench. Eunice Gayson tauchte noch in Serien dieses Genres auf wie in ✺The Invisible Millionaire neben dem späteren James Bond Roger Moore oder in ✺Mit Schirm, Charme und Melone.
Ich habe Ian Flemings Dr No (hier im Volltext) damals nicht gelesen. Was ich 1962 gelesen habe, das weiß ich genau, weil ich es aufgeschrieben habe (lesen Sie mehr dazu in dem Post perlegi). Die Bücher waren ja damals auch keine Renner (lesen Sie mehr dazu in dem Post Ian Fleming), Fleming war einer von vielen Autoren in diesem Genre. Und es war ja auch ein klein wenig komisch, dass ein englischer Geheimagent es den Großmächten in einer Zeit, als England politisch keine Rolle mehr spielte, zeigt, dass die Engländer immer noch das Great Game (wie Rudyard Kipling es nannte) spielen und die Welt retten konnten. Auch wenn sie das Empire verloren längst hatten. Fleming selbst hat seine Romane nicht wirklich ernstgenommen: Probably the fault about my books is that I don't take them seriously enough... you after all write 'novels of suspense' - if not sociological studies - whereas my books are straight pillow fantasies of the bang-bang, kiss-kiss variety, schrieb er an Raymond Chandler. Wir wissen, dass Chandler der bessere Autor ist, aber in seinen frühen Romanen ist Fleming gar nicht so schlecht. Besser als die Verfilmungen auf jeden Fall.
Der Regisseur Terence Young hat in Dr No das Wunder vollbracht, aus einem prolligen Schotten namens Sean Connery, der mal schottischer Bodybuilding Meister, Milchmann, Bademeister und Sargpolierer gewesen war, einen englischen Gentleman zu machen (lesen Sie mehr dazu in dem Post Agentenmode). Young kommt aus der Oberklasse, war in Eton und Cambridge und Offizier in einem Garderregiment. Er ist der Dr Frankenstein, der sich in Dr No ein eigenes Geschöpf schafft, es heißt 007.
Terence Young erschafft auch noch ein anderes Wesen: eben diese Sylvia Trench, die mal locker tausend Pfund bei Baccarat verliert. Sie kommt im Roman nicht vor, mit keiner Zeile. Auch die Szene mit dem Spielclub steht nicht im Roman. Die Szene ist wohl aus Flemings erstem Roman Casino Royal (hier im Volltext) in den Film geraten, wo auch gleich am Anfang Baccarat gespielt wird.
In Flemings Roman Dr No gibt es eine Frauenfigur, sie heißt Honeychile Rider und ist nur wenig bekleidet. Im Film ist das Ursula Andress, die in der Branche Ursula Undress hieß. Nach ihrem Auftritt, wo sie wie Botticellis Venus aus dem Wasser steigt, sind die Umsatzzahlen des Bikini Verkaufs erheblich gestiegen. Ich lasse die Schönheit heute einmal weg, da sie schon einen Platz in dem Post George Spencer Watson hat. Ein Post, der aus Gründen, die ich mir nicht ganz erklären kann, mehr als fünftausend Leser gehabt hat.
Ich mag Terence Youngs Film Dr No, weil es einer der wenigen James Bond Filme ist, der sich noch halbwegs an die Romanvorlage hält. Die heutigen James Bond Filme haben ja mit Flemings Romanen nichts mehr zu tun. Eunice Gayson war vierunddreißig, als sie in dem Film auftauchte, kein junges Ding mehr. Aber sie hatte mehr Bühnen- und Filmerfahrung als Sean Connery, der an dem Drehtag so nervös war, dass er den berühmten Satz Bond. James Bond nicht heraus bekam:
I'd known Sean for years and I'd never seen him so nervous as he was on that day because of all these delays, hat Eunice Gayson in einem Interview gesagt. He had to say 'Bond, James Bond', but he came out with other permutations like Sean Bond, James Connery. 'Cut! Cut! Cut!' Terence Young told me to take him away for a drink - even though he was meant to be on the wagon - so I took him off for a drink or two and he came back on set and said, 'Bond, James Bond'. It was so wonderful. The day took off from that moment - he was so relaxed. Wenn man eine Frau wie Eunice Gayson neben sich hat, ob in der Schlafanzugjacke oder dem roten Kleid (das ihr viel zu groß war und durch Wäscheklammern im Rücken zusammengehalten wurde), dann kriegt man auch einen Satz wie Bond. James Bond hin.
Die beiden hatten sich in einem privaten Klub beim chemin de fer kennengelernt. Nicht jeder kommt in diesen Klub, ein elegant gekleideter Herr, der einen Eton Schlips trägt, muss draußen bleiben, ein Diener im Frack bringt seine Karte an den Spieltisch. Die elegante Dame in Rot verliert, der Herr im Dinner Jacket gewinnt, aber sie will weiterspielen: I need another thousand, sagt sie. Tausend Pfund Sterling sind in den sechziger Jahren eine Menge Geld.
Der Herr im Dinner Jacket ist dabei sich eine Zigarette anzuzünden, die er einem silbernen Zigarettenetui entnommen hat. Nicht aus der Zigarettenschachtel, wir sind in der feinen Welt. Clubland Heroes hat Richard Usborne sein Buch über die Helden der frühen englischen Spionageromane genannt. Und nun kommt der Dialog, der berühmt werden soll: I admire your courage, Miss... uh...? Trench. Sylvia Trench. I admire your luck, Mr...? Bond. James Bond. Ein Held stellt sich vor. Ein bedeutender Ornithologe, der James Bond hieß, wird fortan in Hotels gewisse Schwierigkeiten haben, wenn er sagt: My Name is Bond. James Bond.
Wenn die beiden im Film ihre Vornamen nennen, sind sie damit noch nicht beim Du. Das ist anders als bei der prolligen Zwangsduzerei bei Horst Lichter. Der hatte gestern seinen achtundfünfzigsten Geburtstag, ich erwähne das nur, weil einen Tag später, nämlich heute vor achtundfünfzig Jahren die Dreharbeiten zu ✺Dr No, dem ersten James Bond Film, in Jamaika begannen.
Sylvia Trench wird von der Schauspielerin Eunice Gayson gespielt, sie ist das erste Bond Girl in der ewigen James Bond Saga. Wir werden sie in einem geblümten Bikini in dem zweiten Bond Film ✺From Russia with Love wiedersehen. Der Regisseur Terence Young kannte Eunice Gayson von den Dreharbeiten an dem Film ✺Zarak und wollte sie unbedingt für diesen Film haben. Er hatte ihr gesagt: You always bring me luck in my films. Wenn es nach Terence Young gegangen wäre, hätte man sie als eine Art running gag in den Filmen behalten, so wie man Lois Maxwell als Miss Moneypenny behielt.
Lois Maxwell hatte übrigens die Wahl gehabt, ob sie Miss Moneypenny oder Sylvia Trench spielen wollte. Sie nahm Miss Moneypenny, die andere Rolle enthielt ihr zuviel Sex. Wir können uns Lois Maxwell auch schlecht in solcher Bekleidung vorstellen. Aber From Russia with Love (aus dem dieses Filmbild ist) bedeutete leider das Ende von Sylvia Trench. Eunice Gayson tauchte noch in Serien dieses Genres auf wie in ✺The Invisible Millionaire neben dem späteren James Bond Roger Moore oder in ✺Mit Schirm, Charme und Melone.
Ich habe Ian Flemings Dr No (hier im Volltext) damals nicht gelesen. Was ich 1962 gelesen habe, das weiß ich genau, weil ich es aufgeschrieben habe (lesen Sie mehr dazu in dem Post perlegi). Die Bücher waren ja damals auch keine Renner (lesen Sie mehr dazu in dem Post Ian Fleming), Fleming war einer von vielen Autoren in diesem Genre. Und es war ja auch ein klein wenig komisch, dass ein englischer Geheimagent es den Großmächten in einer Zeit, als England politisch keine Rolle mehr spielte, zeigt, dass die Engländer immer noch das Great Game (wie Rudyard Kipling es nannte) spielen und die Welt retten konnten. Auch wenn sie das Empire verloren längst hatten. Fleming selbst hat seine Romane nicht wirklich ernstgenommen: Probably the fault about my books is that I don't take them seriously enough... you after all write 'novels of suspense' - if not sociological studies - whereas my books are straight pillow fantasies of the bang-bang, kiss-kiss variety, schrieb er an Raymond Chandler. Wir wissen, dass Chandler der bessere Autor ist, aber in seinen frühen Romanen ist Fleming gar nicht so schlecht. Besser als die Verfilmungen auf jeden Fall.
Der Regisseur Terence Young hat in Dr No das Wunder vollbracht, aus einem prolligen Schotten namens Sean Connery, der mal schottischer Bodybuilding Meister, Milchmann, Bademeister und Sargpolierer gewesen war, einen englischen Gentleman zu machen (lesen Sie mehr dazu in dem Post Agentenmode). Young kommt aus der Oberklasse, war in Eton und Cambridge und Offizier in einem Garderregiment. Er ist der Dr Frankenstein, der sich in Dr No ein eigenes Geschöpf schafft, es heißt 007.
Terence Young erschafft auch noch ein anderes Wesen: eben diese Sylvia Trench, die mal locker tausend Pfund bei Baccarat verliert. Sie kommt im Roman nicht vor, mit keiner Zeile. Auch die Szene mit dem Spielclub steht nicht im Roman. Die Szene ist wohl aus Flemings erstem Roman Casino Royal (hier im Volltext) in den Film geraten, wo auch gleich am Anfang Baccarat gespielt wird.
In Flemings Roman Dr No gibt es eine Frauenfigur, sie heißt Honeychile Rider und ist nur wenig bekleidet. Im Film ist das Ursula Andress, die in der Branche Ursula Undress hieß. Nach ihrem Auftritt, wo sie wie Botticellis Venus aus dem Wasser steigt, sind die Umsatzzahlen des Bikini Verkaufs erheblich gestiegen. Ich lasse die Schönheit heute einmal weg, da sie schon einen Platz in dem Post George Spencer Watson hat. Ein Post, der aus Gründen, die ich mir nicht ganz erklären kann, mehr als fünftausend Leser gehabt hat.
Ich mag Terence Youngs Film Dr No, weil es einer der wenigen James Bond Filme ist, der sich noch halbwegs an die Romanvorlage hält. Die heutigen James Bond Filme haben ja mit Flemings Romanen nichts mehr zu tun. Eunice Gayson war vierunddreißig, als sie in dem Film auftauchte, kein junges Ding mehr. Aber sie hatte mehr Bühnen- und Filmerfahrung als Sean Connery, der an dem Drehtag so nervös war, dass er den berühmten Satz Bond. James Bond nicht heraus bekam:
I'd known Sean for years and I'd never seen him so nervous as he was on that day because of all these delays, hat Eunice Gayson in einem Interview gesagt. He had to say 'Bond, James Bond', but he came out with other permutations like Sean Bond, James Connery. 'Cut! Cut! Cut!' Terence Young told me to take him away for a drink - even though he was meant to be on the wagon - so I took him off for a drink or two and he came back on set and said, 'Bond, James Bond'. It was so wonderful. The day took off from that moment - he was so relaxed. Wenn man eine Frau wie Eunice Gayson neben sich hat, ob in der Schlafanzugjacke oder dem roten Kleid (das ihr viel zu groß war und durch Wäscheklammern im Rücken zusammengehalten wurde), dann kriegt man auch einen Satz wie Bond. James Bond hin.
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