Freitag, 16. Juni 2023

Glenda Jackson ✝

In dem Post Glenda Jackson habe ich ihr 2011 zum fünfundsiebzigsten Geburtstag gratuliert. Sie kommt in diesem Blog auch in den Posts Plättbretter, John Schlesinger und Kate Beckinsale vor. Glenda Jackson ist gerade im Alter von siebenundachtzig Jahren gestorben. Mit Michael Caine hatte sie im letzten Jahr noch den Film The Great Escaper gedreht, fünfzig Jahre nachdem sie mit ihm in Joseph Loseys The Romantic Englishwoman zu sehen war. Sie gehört zu den wenigen Schauspielerinnen, die die sogenannte Triple Crown of Acting bekommen haben: zwei Oscars, drei Emmys und ein Tony Award. Die Königin hat ihr 1978 den CBE Orden verliehen, geadelt wurde sie nie. Die überzeugte Sozialistin, die jahrelang für die Labour Partei im Unterhaus saß, hätte das auch abgelehnt. Sie hatte es nicht so mit der Monarchie, obgleich sie einmal im Film als Elizabeth I eine Königin war. Die Königin von Schottland war sie auch einmal. Sie hatte als Politikerin entschiedene Ansichten, das hat Tony Blair damals jeden Tag gemerkt. Sie war seine schätfste Kritikerin, auch wenn sie einmal junior minister in seinem Kabinett war.

Keir Starmer, der Vorsitzende der Labour Party, hat getwittert: I was very sad to hear of Glenda Jackson’s passing. She leaves a space in our cultural and political life that can never be filled. She played many roles, with great distinction, passion and commitment. From award winning actor to campaigner and activist to Labour MP and government minister, Glenda Jackson was always fighting for human rights and social justice. As a fellow north London MP, I know how much she was loved and respected by her constituents. Of course no tribute to Glenda could fail to mention her role as Cleopatra in that most famous and loved of all the Morecambe and Wise sketches. We will never see talent like what she has got again. 

Es ist ein schöner Nachruf, und wenn Starmer ihre Rolle in Antony & Cleopatra erwähnt, dann sollten wir uns dieses kleine Paradestück des englischen Humors einmal ansehen, wo Cleopatra sagt: All men are fools. And what makes them so is having beauty like what I have got. Es war nicht das einzige Mal, dass sie bei Morecambe und Wise war. Sie konnte sehr witzig sein: The important thing in acting is to be able to laugh and cry. If I have to laugh, I think of my sex life. If I have to cry, I think of my sex life.

Ich habe heute für Sie noch ihre vielleicht besten Filme Sunday, Bloody Sunday und A Touch of Class. Wenn Keir Starmer sagt she leaves a space in our cultural and political life that can never be filled, dann ist das das Mindeste, das man über sie sagen kann. Sir Michael Caine hat sich kürzer gefasst: Glenda was one of our greatest movie actresses. It was a privilege to work with her on 'The Great Escaper' recently, our second film together. It was as wonderful an experience this time as it was 50 years ago. I shall miss her.

Dienstag, 13. Juni 2023

A beleza que não é só minha


Olha que coisa mais linda, mais cheia de graça
É ela, menina, que vem e que passa
Num doce balanço a caminho do mar
Moça do corpo dourado, do Sol de Ipanema
O seu balançado é mais que um poema
É a coisa mais linda que eu já vi passar

Ah, por que estou tão sozinho?
Ah, por que tudo é tão triste?
Ah, a beleza que existe
A beleza que não é só minha
Que também passa sozinha

Ah, se ela soubesse 
que quando ela passa
O mundo inteirinho se enche de graça
E fica mais lindo por causa do amor
Por causa do amor
Por causa do amor 


Der brasilianische Dichter Vinícius de Moraes hat dies schöne Gedicht geschrieben, ein Gedicht von der Anmut und Schönheit einer jungen schlanken Frau, die am Strand entlanggeht. Die Männer schauen ihr nach, und sie wissen, dass sie niemals im Leben eine solch schöne Frau bekommen werden: A beleza que não é só minha. Wenn die Frau nur wüsste, dass wenn sie vorbeigeht, die ganze Welt mit Anmut erfüllt wird. Und schöner wird, durch die Liebe. Antônio Carlos Jobim hat das Gedicht vertont, und er hat es João Gilberto gegeben, damit der das Lied singt. Der arbeitete gerade mit Stan Getz zusammen, und Getz sagte so etwas wie: Eigentlich könnte Deine Frau mitmachen, sie könnte den Refrain singen. Auf englisch. Die Frau von João Gilberto konnte englisch, ihr Vater, der deutsche Einwanderer Fritz Weinert, hatte ihr das beigebracht. 

Die Frau von João Gilberto war schon einmal mit zwei Liedern ihres Mannes aufgetreten. Aber eigentlich wollte sie nie Sängerin werden, sie hatte nur ihren Mann zum Studio begleitet. Sie war dreiundzwanzig, und wenn sie am Strand entlangging, schauten ihr die Männer nach. Weil sie linda, mais cheia de graça war. Sie sang den englischen Refrain zu dem Lied von Antônio Carlos Jobim. Sie trat dann einmal mit der englischen Fassung im Fernsehen auf. Sie konnte nicht besonders gut singen, aber das Saxophon von Stan Getz reißt alles raus. Und Stan Getz begleitete sie auch in dem kleinen Film Get Yourself a College Girl, in dem sie mit dem Lied auftrat. Das war 1964, da ließ ihr Mann sich von ihr scheiden. Und gleichzeitig erschien die Platte, die sie im Vorjahr mit ihrem Mann und Stan Getz aufgenommen hatte. Die Platte wurde ein Welterfolg. Nur wegen ihr. Wir alle hatten das Lied, von dem sie den englischen Refrain sang, damals alle in unseren Köpfen und träumten von den schönen schlanken Frauen, die es nur am Strand von Ipanema gab. 

Astrud Gilberto, the Girl from Ipanema, die zu einer Ikone des Bossa Nova geworden war und deren Lied wir nicht aus unseren Köpfen bekommen, ist sechzig Jahre nach ihrem Welterfolg im Alter von dreiundachtzig Jahren gestorben. Sie ist in diesem Blog schon in den Posts Saudade, Brasilien und Monica Zetterlund erwähnt worden. Ich nehme an, dass Sie genau wie ich, jetzt all die Astrud Gilberto CDs auflegen, die Sie haben.

Und wenn Sie noch etwas Strand brauchen, den gibt es in diesem Blog reichlich: Strände, ythhlaf, Bikini, Cato Bontjes van Beek, Gudrun, Langeoog, Mein Dänemark, Le Tréport, Niels Bohr, Egmond aan Zee, Sommerurlaub, Kunstfigur, Ertrinken verboten, Sonnenbräune, Nidden, Eugène Boudin, Skagen, Catalina, Wellen, Friedel Anderson, Ruderverein, Richard Parkes Bonington.