Technologie und Fortschritt dringen in den neuen Spätwestern ein. Die Eisenbahn war ja schon immer da, seit dem ersten Western The Great Train Robbery. Aber jetzt kommen auch noch die Autos - Joel McCrea wird am Anfang von Ride the High Country beinahe von einem Auto überfahren. In Butch Cassidy and the Sundance Kid gibt es nun ein Fahrrad. Und einen geschäftstüchtigen Vertreter: I say this, I say ladies and gentlemen, boys and girls, friends and enemies, meet the future...mode of transportation for this weary Western world. Now I'm not gonna make a lot of extravagant claims for this little machine. Sure, it'll change your whole life for the better, but that's all. Er beendet seine Ausführungen mit dem Ausspruch The Horse Is Dead.
Die Szene mit dem Fahrrad ist in den Film hineingefügt wie ein Werbespot. Sie hat auch die Ästhetik eines Werbespots (much of the film veers from the chic to the merely slick), man könnte Fahrräder mit dieser Szene verkaufen. Natürlich konnte B.J. Thomas nach dem Film eine Menge Platten von ✺Raindrops Keep Fallin' on My Head verkaufen, der Song wurde umgehend die #1 der Charts. Wenn B.J. Thomas seinen Song im Film singt, ist die Welt der ménage à trois noch heil. Dank der Ästhetik des Werbespots. Aber das Kitschpostkartenidyll (Pauline Kael fühlte sich in ihrer Filmkritik an Elvira Madigan erinnert) ist trügerisch. Butch Cassidy hat immer diese tollen Pläne - Boy, I got vision, and the rest of the world wears bifocals - und so verlassen sie den Westen, die Heimat aller Helden des amerikanischen Westens, um nach Bolivien zu gehen. Nicht ohne sich von dem Fahrrad zu verabschieden, Butch scheint nicht so ganz an die Sätze des Fahrradverkäufers (it'll change your whole life for the better) zu glauben. Sie könnten ja jetzt auf ihrem Weg nach New York in die Kutsche steigen, wir brauchten das Fahrrad nicht mehr zu erwähnen, aber es kommt wieder ins Bild. Paul Newman schiebt es verächtlich den Hügel hinunter, wo es in einem kleinen Rinnsal landet: Future's all yours, you lousy bicycles.
Und dann bleibt die Kamera auf den sich im Wasser drehenden Speichen des Fahrrades, während das Bild langsam eine Sepia-Tönung annimmt, mit der der ganze New York Teil aufgenommen wird (und die wir auch am Schluss wiederfinden). Das fanden viele damals ganz toll - auch das Schlussbild wird die Sache mit der Sepia-Tönung wiederholen, aber eigentlich war es nur - wie der ganze Film - hochpolierter Kitsch. Wer die Sache mit dem Rad im Wasser für Filmkunst hält, hat noch nie einen Eisenstein Film gesehen. Etta Place geht mit den zwei Banditen (in manchen Teilen entspricht der Film der historischen Wirklichkeit, der Vorspann sagte ja: Not that it matters, but most of it is true!) nach Bolivien.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen