Montag, 16. März 2020

Hundert


Das habe ich selten in meinem Blog, dass ich jemandem zum hundertsten Geburtstag gratulieren kann, aber ich hatte es ja schon in dem Post La Périchole gesagt, dass Suzy Delair am 31. Dezember ihren 100. Geburtstag feiert. Suzy Delair war Schauspielerin (hier mit Louis Jouvet in Copie Conforme), Tänzerin und Sängerin. Man hat sie einmal eine zweite Mistinguette genannt. Neben den Chansons hat sie gerne Offenbach gesungen, für ihre CD Suzy Delair chante Offenbach hat sie den Grand prix du disque bekommen.

Durch Henri-George Clouzot, mit dem sie in den vierziger Jahren zusammenlebte, hat sie den Einstieg in die Welt des Filmes bekommen.  L'Assassin Habite au 21 war ihr ersten großer Erfolg, Quai des Orfèvres der zweite. Sie ist keine großartige Schauspielerin, aber sie ist überall dabei. Hier 1960 in Luchino Viscontis Rocco und seine Brüder, wenig später ist sie die Gattin von Louis de Funès in den Abenteuern des Rabbi Jacob. Als sie mit Clouzot zusammenlebt, wird sie wie er einen kleinen Karriereknick haben, Clouzot hat nichts gegen die Nazis, Suzy Delair schwärmt für sie. Beide werden nach 1945 ein Berufsverbot bekommen. Aber sie werden Paris nicht verlassen müssen wie die Nazitussi Coco Chanel. Später hat sie Le temps des cerises gesungen, was bei ihrer Vergangenheit erstaunlich ist. Denn das ist ein Lied der Revolution, das hat nichts mit Nazis zu tun. Ja, und heute ist es eine Modemarke, die man bei Zalando kaufen kann. Man kann alles banalisieren.

Auf dem Photo im Absatz oben hat sie mit Kleidung zu tun, auf diesem Photo auch. Da spielt sie neben Fernandel in Le couturier de ces dames. Im wirklichen Leben hatte sie auch einmal mit der Damenmode zu tun: sie hat Hutmacherin gelernt. Nicht bei irgendeiner Firma, bei der berühmten Suzanne Talbot, deren Name heute noch auf Parfümflacons steht. Und die Lehrlinge hatte, die noch berühmter wurden als Suzy Delair: Lilly Daché und Jeanne Lanvin. Jedes Museum der Welt ist stolz darauf, einen Hut oder ein Kleid von Suzanne Talbot zu besitzen, dafür hat die Designerin aber keinen Wikipedia Artikel.

Zu ihrem neunzigsten Geburtstag kam Alain Delon vorbei, mit dem hatte sie in Rocco und seine Brüder gespielt. Heute kommen sicherlich auch viele Gäste. Und man wird im Radio ihren Song Avec son tra la la spielen. Den hatte sie in Quai des Orfèvres gesungen, er war zu ihrem Markenzeichen geworden: Avec son tra-la-la Son petit tra-la-la Elle faisait tourner toutes les têtes D’un coup de tra-la-la Elle faisait tra-la-la Et chacun rêvait d’être dans ses bras. Wir wollen nicht mit dem tra-la-la aufhören, wir lassen Suzy Delair noch einmal die schöne kleine Arie aus La Périchole singen.

Ich wünsche all meinen Lesern ein schönes neues Jahr, mögen Ihre Träume und Wünsche in Erfüllung gehen. Und falls Sie auf der Suche nach guten Vorsätzen sind: Es gibt immer ein Stückchen Welt, das man verbessern kann - sich selbst. Hat Gabriel Marcel gesagt, wo er recht hat, hat er recht.

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