Die kanadische Schriftstellerin
Margaret Atwood wird am Sonntag den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten. Dazu kann man dem
Stiftungsrat nur gratulieren. Margaret Atwood gratuliere ich natürlich auch ganz herzlich. In der Begründung des Stiftungsrats heißt es über sie:
Die kanadische Schriftstellerin, Essayistin und Dichterin zeigt in ihren Romanen und Sachbüchern immer wieder ihr politisches Gespür und ihre Hellhörigkeit für gefährliche unterschwellige Entwicklungen und Strömungen.
Als eine der bedeutendsten Erzählerinnen unserer Zeit stellt sie die sich wandelnden Denk- und Verhaltensweisen ins Zentrum ihres Schaffens und lotet sie in ihren utopischen wie dystopischen Werken furchtlos aus. Indem sie menschliche Widersprüchlichkeiten genau beobachtet, zeigt sie, wie leicht vermeintliche Normalität ins Unmenschliche kippen kann. Humanität, Gerechtigkeitsstreben und Toleranz prägen die Haltung Margaret Atwoods, die mit wachem Bewusstsein und tiefer Menschenkenntnis auf die Welt blickt und ihre Analysen und Sorgen für uns so sprachgewaltig wie literarisch eindringlich formuliert. Durch sie erfahren wir, wer wir sind, wo wir stehen und was wir uns und einem friedlichen Zusammenleben schuldig sind.
Für den Frieden in der Welt ist Atwood immer wieder energisch eingetreten. Ihr utopischer Roman
The Handmaid's Tale erlebt im Amerika des
Donald Trump große Auflagenzahlen. Man hätte ihr natürlich auch statt des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels den Nobelpreis geben können. Wann bekommt Philip Roth den endlich? Schon allein für den Anfang von
The Great American Novel hätte er den Preis verdient:
Call me Smitty. That’s what everybody else called me—the ballplayers, the bankers, the bareback riders, the baritones, the bartenders, the bastards, the best-selling writers (excepting Hem, who dubbed me Frederico), the bicyclists, the big game hunters (Hem the exception again), the billiards champs, the bishops, the blacklisted (myself included), the black marketeers, the blonds, the bloodsuckers, the bluebloods, the bookies, the Bolsheviks (some of my best friends, Mr. Chairman—what of it!), the bombardiers, the bootblacks, the bootlicks, the bosses, the boxers, the Brahmins, the brass hats, the British (Sir Smitty as of ‘36), the broads, the broadcasters, the broncobusters, the brunettes, the black bucks down in Barbados (Meestah Smitty), the Buddhist monks in Burma, one Bulkington, the bullfighters, the bullthrowers, the burlesque comics and the burlesque stars, the bushmen, the bums, and the butlers. And that’s only the letter B, fans, only one of the Big Twenty-Six!
Was war mit
John Updike? Und was ist mit ➱
Ford? Oder ➱
Thomas Pynchon? Die Schweden scheinen Schwierigkeiten mit amerikanischen Autoren zu haben.
Kurt Vonnegut wusste weshalb:
I used to be the owner and manager of an automobile dealership in West Barnstable, Massachusetts, called 'Saab Cape Cod.' It and I went out of business 33 years ago. The Saab then as now was a Swedish car, and I now believe my failure as a dealer so long ago explains what would otherwise remain a deep mystery: Why the Swedes have never given me a Nobel Prize for Literature. Old Norwegian proverb: “Swedes have short dicks but long memories“.
Nun hat Kazuo Ishiguro den Preis für seinen leicht verfilmbaren Edelkitsch
The Remains of the Day bekommen. Die Vorsitzende der Jury, Sara Danius (Bild), hat über Ishiguro gesagt:
I would say if you mix Jane Austen and Franz Kafka you get Ishiguro in a nutshell — and you have to add a bit of Proust into the mix. Ishiguro und Proust? Da sträuben sich bei mir ein wenig die Nackenhaare, in meinem Blog kommt viel, sehr viel
Proust vor, Ishiguro wird nur beiläufig in dem Post
Christine Keeler erwähnt. Frau Danius hat eine Ausbildung als Croupière. Das erklärt vieles. Die suchen in Stockholm die Kandidaten nicht nach Qualifikation und Verdienst, die spielen Literaturroulette.
Rien ne vas plus.
Ich habe Margaret Atwood einmal kennengelernt, die Geschichte steht schon in dem Post
Québec. Mein Kollege mit dem schlechten Benehmen, der dort erwähnt wird, reist übrigens heute durch die Lande und hält rechtsradikale Vorträge. Als er noch an der Uni war, hatte er die
Deutsche National-Zeitung und Soldaten-Zeitung abonniert. Die erreichte ihn selten, weil ich sie immer aus seinem Postfach mopste und entsorgte. Ich weiß nicht, welcher Teufel ihn damals geritten hatte, Margaret Atwood zu attackieren. Margaret Atwood ging mit dieser peinlichen und unhöflichen Kritik ganz souverän um, indem sie charmant lächelte und fragte:
Have you read my book? In diesem Augenblick machte meine Kamera in die atemlose Stille im Saal hinein ein lautes Klack. Immer wenn ich das Photo anschaue, höre ich ihre Stimme:
Have you read my book?
Ich hätte dazu auch ein Gedicht von Margaret Atwood, das
This is a photograph of me heißt:
It was taken some time ago
At first it seems to be
a smeared
print: blurred lines and grey flecks
blended with the paper;
then, as you scan
it, you can see something in the left-hand corner
a thing that is like a branch: part of a tree
(balsam or spruce) emerging
and, to the right, halfway up
what ought to be a gentle
slope, a small frame house.
In the background there is a lake,
and beyond that, some low hills.
(The photograph was taken
the day after I drowned.
I am in the lake, in the center
of the picture, just under the surface.
It is difficult to say where
precisely, or to say
how large or how small I am:
the effect of water
on light is a distortion.
but if you look long enough
eventually
you will see me.)
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