In dem wunderbar bescheuerten James Bond Film Casino Royale spielte auch der junge Woody Allen (als Jimmy Bond) mit. Hier versucht er gerade einen Blick auf Daliah Lavis Busen zu werfen. Selbst wenn Sie den Film nicht kennen sollten, können Sie aus diesem Bild schon folgern, dass dieser Film mit den augenblicklichen James Bond Produktionen wenig zu tun hat. Casino Royale (den Clip sollten Sie unbedingt anklicken) war eine Parodie (mit Starbesetzung) auf die James Bond Filme. Vielleicht hätte die Monty Python Gruppe das noch eine Spur besser gemacht, aber die war damals noch nicht gegründet. Dass Daliah Lavi da mitspielen durfte, zeigt, dass sie damals auf dem Höhepunkt ihrer internationalen Karriere war.
Als sie in den siebziger Jahren ihre Karriere als Sängerin begann, hatte sie schon zehn Jahre als Schauspielerin hinter sich. Nichts wirklich Großartiges, aber das machte in den sechziger und siebziger Jahren nichts, Hauptsache man sah gut aus. Man (Frau) musste auch viel schwarzes Kohl um die Augen haben, denn wie schon Edward Gorey dichtete: The Wanton, though she knows its dangers / must needs smear Kohl about her eyes / and wake the interest of strangers / with long-drawn, hoarse, erotic sighs.
Und für das Plattencover machte sich damals ein möglichst fremdländischer Name immer gut. Exotische Schönheiten auf dem Plattencover waren jetzt das Äquivalent zu dem Bild der Nackten Zigeunerin im Wohnzimmer. An einen Namen wie Caterina Valente hatten wir uns in Deutschland ja schon gewöhnt, jetzt kamen Siw Malmkvist (Liebeskummer lohnt sich nicht, my Darling), Gitte Haenning (Ich will ’nen Cowboy als Mann), Nana Mouskouri (Weiße Rosen aus Athen), Rita Pavone (Wenn ich ein Junge wär), Mireille Mathieu (Akropolis adieu), Mina (Heißer Sand), Dalida (Am Tag als der Regen kam), Barbara (Göttingen) und Esther und Abi Ofarim (Morning of my Life). Und Françoise Hardy sang Peter und Lou (was die deutsche Version von Tous les garçons et les filles war), damals überlegte ich mir, ob ich meine Françoise Hardy Platten verschenken sollte. Aber ich habe sie behalten, man sollte zu seiner Vergangenheit stehen.
Es war die goldene Zeit des deutschen Schlagers, es war auch eine goldene Zeit für die Interpreten, vor allem, wenn sie goldene Schallplatten bekamen. Radikal neu war die Sangeskunst gegenüber der vorhergehenden Dekade nicht, also gegenüber den Caprifischern oder Wasser ist zum Waschen da von den Peheiros. Wenn man die deutschen Schlager kritisch untersuchen würde (was natürlich mehr oder weniger gut schon gemacht worden ist), könnte man wahrscheinlich viel über die deutsche Seele erfahren. Man dürfte an eine solche Untersuchung natürlich keine Spaßbremse wie Theodor W. Adorno heranlassen, dann bekommt man nur Sätze wie Schlager beliefern die zwischen Betrieb und Reproduktion der Arbeitskraft Eingespannten mit Ersatz für Gefühle überhaupt, von denen ihr zeitgemäß revidiertes Ich-Ideal sagt, sie müssten sie haben.
Wer hat mein Lied so zerstört? Ich wollte singen was ich niemals sagen kann, hat sie einmal gesungen. In dem Jahr hatte sie mit Oh wann kommst du? und Willst du mit mir geh´n - noch zwei weitere Hits. Aber in dem Jahr kam auch Janis Joplin mit Me and Bobby McGee in die Charts. Die Generation, die man die 68er nennen würde, wird keine Daliah Lavi Platten mehr kaufen, da verhallte ihr Willst du mit mir geh´n ungehört. Esther Ofarim und Barbara konnte man kaufen, denn die gab es als Platten von der Zeitschrift Twen. Die hatte seit 1961 ein ambitioniertes Programm. Klicken Sie mal dies hier an: ein Kulturprogramm der counter culture.
Daliah Lavi, die erfolgreichste Schlagersängerin im Deutschland der siebziger Jahre, wird heute siebzig. Dazu senden wir herzliche Glückwünsche nach Amerika, denn da lebt sie heute. In einer Stadt namens Asheville in North Carolina; einer Stadt, die Eric Weiner in seinem Buch The Geography of Bliss als one of the happiest places in the United States bezeichnet hat. Es ist eine Stadt, in der Mitt Romney wenig Wähler haben wird. Bei den nächsten Wahlen wird Daliah Lavi natürlich Obama wählen.
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